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Seit vier Monaten ist Tabea nun schon in Paraguay. Tabea unterstützt als Freiwillige von Montag bis Freitag das Team im Kinderheim Jardín de Esperanza (Garten der Hoffnung). In ihrem zweiten Rundbrief erzählt sie von ihrem Alltag und einem Ausflug zu den Iguazu-Wasserfällen.

Nun bin ich schon vier Monate in Paraguay und ein neuer Alltag in einem neuen Leben hat sich eingespielt. Seit circa 3,5 Monaten arbeite ich, von Montag bis Freitag, im Kinderheim Jardín de Esperanza (Garten der Hoffnung). Dort leben gerade vier Kinder, zwei Mädchen und zwei Jungs.

Morgens um kurz nach acht laufen Jacqueline, Fabian und ich zum Bus und warten. Da es hier keine Fahrpläne gibt, ist es jeden Tag ein erneutes Glücksspiel, ob man fünf Minuten oder eine Stunde wartet. Nach einer kurzen Busfahrt laufe ich noch ungefähr 20 Minuten zum Kinderheim. Wenn ich ankomme, frühstücken die Kinder meistens noch und ich setze mich dazu und wir unterhalten uns über den letzten Tag und was wir am Vormittag machen wollen. Nach dem Frühstück ist putzen angesagt, jeder der Kinder hat eine Aufgabe und ich helfe der Hausmutter die Küche sauber zu machen. Danach haben wir Zeit für Hausaufgaben, lernen, spielen, basteln oder Sport. Außerdem versuche ich den Kindern etwas Englisch beizubringen, da sie das in der Schule leider nicht lernen. Am liebsten sind wir in dieser Zeit im Sala de Juego, also im Spielezimmer, dort können die Kinder malen oder ihre Kenntnisse am Computer erweitern. Ein Highlight ist es immer, wen ich mit ihnen zum Spielplatz gehe, da sie außer zur Schule und Kirche kaum das Heimgelände verlassen. Für mich bedeutet das jedoch eine große Verantwortung, allein auf alle Kinder aufpassen zu müssen.

Nach dem Spielen machen sich die Kinder für die Schule fertig, das bedeutet die Schuluniform anzuziehen und den Schulranzen fertig zu machen. Während ich mit den Kindern beschäftigt bin, kocht die Hausmutter für alle ein warmes Mittagessen. Nach dem Mittagessen machen wir uns fertig und laufen alle gemeinsam zur Schule. Die Kinder gehen nachmittags zur Schule, weil es für die Klassenräume und Kapazitäten der Lehrer zu viele Schüler gibt und daher die eine Hälfte vormittags und die andere Hälfte nachmittags zur Schule geht. Nachdem ich die Kids zur Schule gebracht habe, warte ich auf meinen Bus und mache mich auf den Nachhauseweg. Zuhause angekommen besprechen wir „die Voluntarios“ (so nennt uns Fran, der Gastpapa immer), was wir am Nachmittag noch machen wollen. Meistens Einkaufen, Gesellschaftsspiele spielen, Kochen, Backen, Film oder Serie schauen oder mit den Kindern spielen.

Eine Freundin von Jacqueline und Fabian kam zu besuch, was für uns ein toller Zeitpunkt, für meinen ersten Urlaub hier in Südamerika war. Wir haben uns alle eine Woche frei genommen und dann ging es an einem Samstag ganz früh mit dem Reisebus nach Ciudad del Este. Ciudad del Este liegt, wie der Name schon verrät ganz im Osten Paraguays, direkt an der Grenze zu Brasilien. Dort haben wir zwei Tage verbracht und uns den größten Wasserfall Paraguays angeschaut. Danach ging es weiter nach Foz de Iguacu in Brasilien. Dort kamen direkt erste Sprachbarrieren auf uns zu, denn Brasilien spricht portugiesisch… Im Restaurant wollten wir Fanta Zitrone und Fanta Orange bestellen und bekamen leere Becher mit einer Zitronen- und einer Orangenscheibe.

Am nächsten Tag ging es in einen Vogelpark der besonders südamerikanische Vogelarten schützt und darüber informiert. Ich war noch nie so froh über meine Regenjacke wie an diesem Tag, denn es hat über Stunden wie aus Eimern geregnet. Dann ging es auch schon über die Grenze nach Argentinien, die Grenzen sind hier immer was Besonderes. Einmal hat ein Grenzbeamter mit mir geflirtet, dann habe ich die Daten einer anderen Person als E-Mail bekommen (eigentlich sollte ich meine eigenen Daten bekommen, um zu beweisen, dass ich über die Grenze gegangen bin, denn Argentinien verteilt keine Stempel mehr, sondern versendet Emails.).

Am nächsten Tag wollten wir zu den Wasserfällen in Argentinien. Wir kommen am Ticketverkauf an und die Wasserfälle haben geschlossen, wegen zu viel Wasser… also haben wir uns Essen gekauft und uns einen entspannten Tag gemacht. Nächster Tag, nächster Versuch die argentinischen Wasserfälle zu sehen, nächster Versuch gescheitert. Also haben wir uns spontan dazu entschieden auf die brasilianische Seite zu gehen. Das heißt wieder über die Grenze… Die brasilianischen Wasserfälle waren wunderschön und es war gerade zu diesem Zeitpunkt so viel Wasser wie nie da. Und einige Wege konnte man nicht betreten, weil die überflutet waren. Es war unglaublich diese riesigen Wassermassen neben sich zu sehen und was für Kraft dahintersteckt, und was für wunderbare Sachen Gott geschaffen hat.

Das Wetter hier hat in meinen ersten Monaten ziemlich verrückt gespielt, anfangs habe ich gefroren und bereut nur zwei Pullover eingepackt zu haben. Dann hat es oft stundenlang geregnet, auch über Tage und vor allem auch gestürmt. An einem Wochenende saßen wir draußen und haben Karten gespielt, plötzlich hat es so stark gestürmt das wir und entschieden haben reinzugehen. Drinnen hat es zu dieser Zeit Staub von der Decke geregnet. Wir haben uns gewundert, sind aber alle ganz entspannt ins Bett gegangen. Am nächsten Morgen stehe ich auf und Fabian und Jacqueline laufen schon ganz aufgeregt im Haus rum. Ich wusste gar nicht was los war, aber bei unserem Besuch hat es in der Nacht das ganze Zimmer geflutet und der Auslöser war ein Baum, der am Abend bei dem Sturm, auf unser Dach gefallen ist, deshalb ist auch der Staub von der Decke gefallen. Jetzt im Dezember geht der Sommer richtig los und es sind Temperaturen bis 40 Grad angesagt.

Ich bin gespannt auf mein erstes Weihnachten im Warmen, auf die Traditionen, die es zu dieser Jahreszeit hier gibt und was noch alles in den Sommerferien passiert. Leider hieß es auch Abschied nehmen, denn Fabian und Jacqueline sind zurück nach Deutschland geflogen. So ein Abschied nach 3,5 Monaten zusammen leben ist gar nicht so einfach und ich vermisse die beiden, denn wir haben uns sehr gut verstanden. Danke für die schöne Zeit die wir hier gemeinsam in Paraguay verbracht haben und für die ganzen schönen Erlebnisse.

Danke Gott, dass bei dem stürmischen Wetter hier niemanden etwas passiert ist, danke für die Familie hier im Haus die so großartig ist, danke für die Kinder im Kinderheim, dass ich so viel Spaß mit ihnen haben kann. Danke für neue Freunde die ich hier kennengelernt habe.

Bitte für genug Essensspenden im Kinderheim, für die Freizeiten die im Januar hier anstehen. Für unsere nächste Ausreise, dass alles mit dem Visum funktioniert.

Liebe Grüße aus dem heißen Paraguay ins kalte Deutschland und bis Bald!

Eure Tabea