Startseite > Rundbriefe Freiwillige > Chiaras erste Wochen in Paraguay

Drei Freiwillige sind Anfang des Jahres mit Kreuz des Südens nach Paraguay ausgereist – und Chiara ist eine von ihnen. In ihrem ersten Rundbrief berichtet Sie von den ersten Wochen in einem neuen Land, in dem wie auch hier die Corona-Pandemie den Alltag der Familien noch stark beeinflusst. Chiara arbeitet im Kinderheim Jardín de Esperanza mit und wohnt gemeinsam mit den anderen Freiwilligen und einer paraguayischen Familie im Haus von Kreuz des Südens in Fernando de la Mora, einem Vorort von Asunción.

„Nun bin ich schon zwei Monate hier in Paraguay und es wird jetzt echt mal Zeit für einen Rundbrief.

Meine ersten Tage in Paraguay habe ich bei Pastor Julio und seiner Familie verbracht, weil Fran & Shirley mit Jacqueline und Fabian auf einer Freizeit waren. Pastor Julios Familie hat mich superlieb aufgenommen. Die Jüngste der Kinder ist siebzehn Jahre alt und die meiste Zeit habe ich mit ihr verbracht. Wir haben „Alfis“ gebacken, Ukulele gespielt und viel gekocht. An einem Abend sind wir alle zusammen ins Stadion gegangen, um ein Spiel der paraguayischen Nationalmannschaft zu sehen. Leider hat Paraguay gegen Uruguay verloren, aber ich fand es trotzdem sehr beeindruckend, weil es mein erstes Mal in einem Stadion war.

Die ersten zwei Wochen hier waren die bisher aufregendsten Wochen in meinem Leben. So viele neue Eindrücke und Erlebnisse!

Nachdem Fran & Shirley wieder von der Freizeit zurückgekommen sind und meinem kleinen Umzug in ihr Haus, bin ich am Samstag das erste Mal alleine Bus gefahren. Mein eigentliches Ziel war die Jugendstunde, aber mein schlechter Orientierungssinn hat sich an diesem Abend leider erneut bestätigt. Ich bin nämlich erst einmal falsch ausgestiegen, war laut Google Maps zu weit von der Gemeinde entfernt, um zu laufen und von den Buslinien hatte ich noch keine Ahnung. Zum Glück konnte ich Pastor Julio erreichen, ihm meinen Standort schicken und kam dann letztendlich doch noch zur Jugendstunde. Ich wurde interessante Sachen gefragt wie beispielsweise: „Wie? In Deutschland wachsen keine Mangos?“ und „Ihr backt keine Alfis, was esst ihr dann?“ Die Vorstellung von Deutschland ist hier in manchen Dingen noch etwas realitätsfern. Aber die Leute sind sehr nett und herzlich.

In meiner ersten Woche wurde mir dann im Bus erstmal mein Handy geklaut. Der „colectivo“ war total überfüllt und irgendjemand hat es geschafft, meinen Rucksack unbemerkt zu öffnen und meine Rückentasche im Innenraum aufzuschneiden, obwohl ich den Rucksack quer über meinem Bauch getragen habe. Das war natürlich mega ärgerlich, weil ich gerade mal eine Woche in Paraguay war und mir direkt das Handy geklaut wurde. Es hat auf jeden Fall eine ganze Menge Stress verursacht und mich Nerven gekostet. Leider ist hier ja so ein Handydiebstahl ganz normal und passiert tagtäglich. Ich habe aber versucht die Einstellung von Fran & Shirley anzunehmen: Sie waren einfach nur froh, dass mir nichts passiert ist. Hier kann es anscheinend auch schon mal vorkommen, dass man überfallen oder mit einem Messer bedroht wird, wenn es jemand auf dein Geld oder dein Handy abgesehen hat. Na ja, der Diebstahl hat mir auf jeden Fall gezeigt, dass ich Zukunft noch etwas aufmerksamer und vorsichtiger sein sollte.

Aber es gab auch positive Neuigkeiten an dem Tag des Handydiebstahls: Nach wochenlanger Hitze, hat es endlich mal wieder geregnet! Ich habe also tatsächlich meinen Regenschirm gebraucht, als ich mit Shirley zur Polizei gegangen bin, um den Diebstahl zu melden. Hier freut man sich richtig, wenn der Wetterbericht Regen ankündigt! Jacqueline, Fabi und ich waren auch schon im strömenden Regen einkaufen und sind Pfützen ausgewichen, die man auch schon fast als Teich hätte bezeichnen können. Wir hatten auf jeden Fall unseren Spaß bei dem Einkauf!

Bei unserem ersten Besuch des Supermarktes haben wir über die riesige Auswahl an Kräutern gestaunt. Mehrere Regale voll mit verschiedensten Packungen für Tereré und Marte. Mittlerweile sind wir selbst zu Tereré -Trinkern geworden (die eigene Thermo fehlt zwar noch, aber „guampa“ und „bombilla“ haben wir schon mal!) Durch Corona ist das Tereré-Trinken viel weniger geworden und die Paraguayer sagen selbst, dass sie aufpassen müssen, dass nicht ein Stück Kultur verloren geht. Man sitzt nicht mehr so viel zusammen und trinkt gemeinschaftlich Tereré. Das ist jetzt eher so ein Familiending geworden, um sich keiner überflüssigen Ansteckungsgefahr auszusetzen. Was immer noch etwas ungewohnt ist, sind die flüssigen Joghurts (ich wäre vor meiner Reise hierher, nie auf die Idee gekommen, dass man Joghurt einfach so trinken kann…) und das spärliche Käseangebot im Supermarkt. Wobei sich „queso paraguayo“ doch für mehr verwenden lässt, als wir am Anfang gedacht hätten. Ich glaube, an was ich mich auch nie gewöhnen werde, sind die Mengen an Zucker, welche in jede erdenkliche Form von Getränken getan werden. Ich habe im Kinderheim bisher schon einen Versuch gestartet, um die Kids ein bisschen umzugewöhnen. Leider vergeblich… supersüßer Saft schmeckt ihnen doch einfach zu gut.

Meine Aufgabe hier in Paraguay, ist es im Kinderheim „Jardín de Esperanza“ zu helfen und mich dort um die Kids zu kümmern. Sie sind mir total schnell ans Herz gewachsen und ich gehe gerne dort hin. Im nächsten Rundbrief berichte ich dann ausführlicher was alles so im Heim passiert und wie mein Alltag so aussieht. Da wird es mit den Kindern nämlich niemals langweilig!

Bevor ich angefangen habe im Kinderheim zu arbeiten, haben Jacqueline, Fabi und ich die ersten zwei Wochen meiner Zeit hier, geholfen die Schule Renacer zu renovieren. Da gab es ganz schön viel Arbeit, so kurz vor Schuljahresbeginn. Für mich war es unfassbar beeindruckend zu sehen, wie aufopfernd die Leute (beispielsweise Pastor Julio) hier sind. Egal ob bei der Unterrichtsplanung oder den Renovierungsarbeiten – man merkt, dass ihr Herz für Gott und für die Kinder der Schule brennt.

Apropos Renovierungsarbeiten… Die letzten Wochen wurde das obere Stockwerk (indem Jacqueline & Fabi wohnen) und mein Badezimmer neu gemacht. Während die Bauarbeiten im vollen Gange waren, ging es hier ein bisschen chaotisch zu. Jax und Fabi sind spontan nach unten umgezogen, unser Lebensmittelschrank ist auf einmal im Bad gelandet und am Wochenende wurde man in aller Frühe von lärmenden Bohrmaschinen geweckt. Als Valerie und Matthias dann aber Ende Februar für die Projektbesuche aus Deutschland kamen, haben sie schöne renovierte Zimmer vorgefunden!

Anfang März, haben wir bei einem Aktionsvormittag der Gemeinde in Ytororo geholfen. Das fand ich total toll, weil man den Kindern aus ärmeren Verhältnissen ganz praktisch helfen konnte: Sie wurden mit Essen versorgt, die Haare wurden entlaust und gewaschen und wir haben Füße sauber geschrubbt. Mir wird hier immer wieder bewusst, wie behütet ich doch aufgewachsen bin und wie gut es uns in Deutschland einfach geht!

Am nächsten Tag gab es dann mittags erstmal ein typisches „asado“ zur Feier des Tages, weil Matthias und Valerie zu Besuch waren. Neben dem gegrillten Fleisch, habe ich hier auch schon einige andere traditionelle Gerichte probiert und ich will mir ein Leben ohne Chipas gerade ehrlich gesagt nicht vorstellen. Unser erster Versuch Chipas selbst zu machen, hat erstaunlich gut geklappt! Natürlich sind sie noch verbesserungsfähig und in keiner Weise mit den Chipas von den Straßenverkäufern zu vergleichen, aber wir arbeiten daran.

Allgemein gibt es hier für mich jeden Tag so viel Neues zu entdecken und zu lernen! Über mich selbst, meine Mitmenschen und die paraguayische Kultur. Mein spanischer Wortschatz erweitert sich hier jeden Tag. Ehrlich gesagt, war ich am Anfang schon sehr überfordert mit der Sprache. Trotz meines Spanischunterrichts in der Schule, ist die Mischung aus „Castellano“ und „Guaraní“ herausfordernder als ich dachte. Aber das Sprechen und Verstehen verbessert sich Stück für Stück und mittlerweile traue ich mich auch mehr, einfach drauflos zu plappern. Apropos Neues entdecken… Wir auch haben schon eine historische Stadtführung in Asunción von zwei ganz lieben jungen Frauen bekommen, die Jacqueline und Fabian auf einer Freizeit hier kennengelernt haben. Und als wir mit Matthias auf dem Mercado Quatro unterwegs waren, musste ich aufpassen, dass ich vor lauter Ständen nicht die Orientierung verliere. Anfang April möchten wir nach Brasilien ausreisen und die Igazú-Wasserfälle besichtigen. Da könnt ihr sehr gerne für Bewahrung beten und dass alles gut mit der Aus- und Einreise klappt.

So, dass war es dann auch erstmal wieder von mir, viele liebe Grüße!“

Chiaras Gebetsanliegen

Dankbar für:
– Die gute Gemeinschaft mit Jaqueline & Fabi
– Die tollen Kids im Heim
– Den vielen Sonnenschein in den letzten Wochen

Fürbitte:
– Gute Zusammenarbeit mit den Tías im Heim
– Gutes Spanischlernen

           

Renovierungsarbeiten in der Schule Renacer
Stadionbesuch
Ausflug nach Asunción
Jacqueline, Fabian und Chiara in Asunción
Im Einkaufscenter mit Shirley
Selbstgemachte „Alfis“ (Alfajores)
Einsatz in der Kinderstunde der Gemeinde in Ytororo
Typisch paraguayisches Asado
Besuch der ehemaligen Pflegekinder in Fernando de la Mora